Ferienzeit ist Urlaubszeit und Familie Meier genoss diese Zeit ausgiebig. Nach der Hochzeitsreise vor nunmehr fünf Jahren hatten Stefan und Karin Meier zwar stets mit weiteren Reisen geplant, aber es kommt bekanntlich meistens anders als man denkt. Karins Schwangerschaft im Jahr nach der Hochzeit und die Geburt des kleinen Lars im folgenden Jahr machten diese Planungen vorerst zu Nichte.
Doch nun war es endlich soweit. Nach der Landung auf dem im Vergleich zum Abflughafen sehr provinziell anmutenden Flughafen, ging es per Shuttlebus zum gebuchten Hotel. Die gesellige Stimmung wurde jedoch unvermittelt durch das Quietschen der Busbremsen und dem Aufschrei des Busfahrers durchbrochen, ein Unfall der alle Reisenden aus dem Bus stürzten lies, insgesamt noch sieben Personen. Karin Meier verschaffte sich sofort ein genaues Bild der Verletzungen des Jungen. Als ehemalige Rettungssanitäterin, die allerdings seit Jahren nicht mehr aktiv im Dienst war, konnte sie auf den ersten Blick keine schweren Verletzungen erkennen, aber das Unfallopfer wirke leicht apathisch. Der Busfahrer stammelte in einem Wirrwarr aus Landessprache und Deutsch, dass er den Jungen nicht gesehen hat, als an nach einem kurzen verkehrsbedingten Anhalten wieder anfuhr und ihn wohl mit der rechten Beifahrerseite berührte. Karin machte sich jedoch größere Sorgen um den Verletzten, da plötzlich Blut aus dem Ohr des Jungen lief. Sie beorderte ihren Mann, sofort einen Notarzt zu rufen und erntete nur einen entsetzen Blick. An alles hatte Familie Meier gedacht, nur nicht an die eigenen Handys. Wozu auch, der Urlaub sollte ja schließlich ein entspannter Urlaub werden…
Auf ihre Frage in die Runde der restlichen Reiseteilnehmer erhielt sie ebenfalls nur fragende Blicke. Kein Handy dabei, Akku leer oder noch keine Möglichkeit gehabt auf das landestypische Netz umzustellen. In der Hektik vergaß Stefan, dass man trotz unterschiedlichem Telefonanbieter die Notrufnummer wählen konnte, aber da kam ihm eine Idee: er rannte in den Supermarkt um das dortige Telefon zu nutzen.
Die Rufe seiner Frau, dass sie ein Handy benötige, damit sie dem Rettungsdienst die ernste Lage erklären könne verhalten im Klang der Türglocke der Eingangstür. Im Supermarkt war bis auf eine ironischerweise telefonierende Kassiererin weit und breit niemand zu sehen. Stefan eilte zur Kasse und versuchte mit einigen Sprachbrocken, die er im Flug mittels Wörterbuch gelernt hatte die Frau von seinem Anliegen zu überzeugen.
Die Kassiererin schaute ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Unwissenheit an, als sie ihrem Gesprächspartner am Telefon auf deutsch einen Rückruf zusicherte. Stefan war erleichtert und erklärte der Frau sein Anliegen worauf sie ihm das schnurlose Telefon des Supermarktes übergab und selbst mit nach draußen rannte.
Wieder vor der Tür rief Karin den Notarzt, welcher wenige Minuten nach dem Anruf und der Schilderung der Verletzungen am Unfallort eintraf. Dank eines schnurlosen Telefons des Supermarkt, welches laut Aussage der Kassiererin erst am Vortag installiert wurde (was auch der Grund des Telefonats mit ihrer Bekannten war) konnte dem verunfallten Jungen schnell geholfen werden. Der Schock der Meiers legte sich langsam und wich am Abend des ersten Unfalltages komplett, da die Eltern des Jungen sie in ihrem Hotel aufsuchten und berichteten, dass ihr Sohn bereits wieder zu Hause sei und keine schweren Verletzungen davongetragen hatte. Nun konnte er endlich beginnen, der erste Familienurlaub, aber bitte stressfreier dachte Karin als sie an ihrem Cocktail trank und sie musste schmunzeln, als sie an die Handys dachte, welche zur Vermeidung von Stress zu Hause blieben.